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GESCHICHTE


Der Mensch ist das einzige Wesen auf der Erde, das dazu befähigt ist, gemachte Erfahrungen als rückblickende Darstellung der Vergangenheit über Generationen hinweg weiterzugeben und die eigene Geschichte auf die jeweilige Gegenwart zu beziehen. Es ist ein Wesensmerkmal eines jeden Menschen, über ein Geschichtsbewusstsein zu verfügen. Das individuelle Geschichtsbewusstsein kann nun freilich elaboriert oder rudimentär sein. Von daher ist es eine wichtige Aufgabe der Schulen, das Geschichtsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler – ihre historische Orientierungskompetenz wie die Fachdidaktik sagt – nach Kräften zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, reflektiert mit Geschichte umzugehen, die historische Bedingtheit der Gegenwart zu begreifen, zu analysieren und zu bewerten, sich aktiv mit der Geschichtskultur des eigenen Landes auseinanderzusetzen und immer wieder das eigene Geschichtsbewusstsein zu reorganisieren und zu reflektieren. Am Goethe-Gymnasium weist der Geschichtsunterricht hierbei einige Spezifika auf, auf die wir gerne hinweisen:

  • Zunächst findet der Geschichtsunterricht am Goethe-Gymnasium in einem geschichtsträchtigen Gebäude statt. Die „Goethe-Schule“ wurde bereits 1908 unter der Leitung des Reformpädagogen Professor Peter Treutlein als „Realgymnasium mit Gymnasialabteilung“ gegründet, das heißt, es wurden im Unterschied zu den Gymnasien klassischen Musters neben den alten Sprachen auch die modernen Fremdsprachen Französisch und Englisch und zudem verstärkt Deutsch und Mathematik gelehrt. Für die damals sehr hohe Summe von 1,1 Millionen Mark wurde für den neuartigen Schultyp des „Realgymnasiums“ auch ein hochmoderner Schulbau errichtet, auf den – nicht zuletzt wegen des dort vorzufindenden hohen technischen Standards (Elektrizität, Chemie- und Physiksaal, Sternwarte) – die Stadt Karlsruhe mit Stolz blickte. Auch heute vermag das zwischenzeitlich mehrfach modernisierte Gebäude die Anforderungen an einen modernen Schulbetrieb in vollem Umfang zu erfüllen.

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Die Klasse Sexta A des Goethe-Gymnasiums im Schuljahr 1908/09.

  • Die Goethe-Schulgemeinde durchlebte die Kaiserzeit, den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, die nationalsozialistische Diktatur, die zur Ausgrenzung und Verfolgung deutsch-jüdischer Schülerinnen und Schüler und zur „Gleichschaltung“ der Schule führte, und den Zweiten Weltkrieg. Schließlich erfolgte, da das Schulgebäude 1944/45 teilweise zerstört worden war, ein mühsamer Neustart des Schullebens der amerikanischen Besatzungszone bzw. in der jungen Bundesrepublik: Seit 1950 konnten dann wieder Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen am Goethe-Gymnasium aufgenommen und unterrichtet werden. All diese Ereignisse finden ihren Niederschlag im Schularchiv, dessen Akten und Unterlagen die gesamte Schulgeschichte bis hin zu den Anfängen im Jahr 1908 widerspiegeln. Frühere Ereignisse und Verhältnisse am Goethe-Gymnasium werden im Unterricht oder in der Schul-Zeitung immer wieder thematisiert und kritisch beleuchtet.

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„Notenbuch“ des Goethe-Gymnasiums aus dem Jahr 1908, ein Archival des Goethe-Archivs.

  • Entsprechend dem hohen Gewicht, das die Fremdsprache Englisch am Goethe-Gymnasium traditionell hat, wird Geschichte auch (das heißt nicht generell) als bilinguales Fach angeboten. Der bilinguale Sachunterricht setzt am Goethe-Gymnasium in der Klasse 7 mit dem Fach Geographie ein. Der englischsprachige Geschichtsunterricht beginnt dann in der Klasse 8. Die Wochenstundenzahl beträgt im bilingualen Fach Geschichte drei Stunden, das heißt, der bilinguale Geschichtsunterricht verfügt über eine Wochenstunde mehr als der allein deutschsprachige Geschichtsunterricht. Damit wird sichergestellt, dass die Schülerinnen und Schülerinnen im fremdsprachigen Geschichtsunterricht die gleiche fachliche Kompetenz erreichen wie die Schülerinnen und Schüler im deutschsprachigen Unterricht.
  • Regelmäßig kommt am Goethe-Gymnasium in der Kursstufe ein bilingualer Geschichtskurs zustande. Der Geschichtsunterrichtet findet hierbei im 1. und 3. Halbjahr dreistündig und in englischer Sprache statt, im 2. und 4. Halbjahr wird der Geschichtsunterricht zweistündig und auf Deutsch erteilt. Wird in einem bilingualen Geschichtskurs Geschichte als mündliches Abitur-Prüfungsfach (Präsentationsprüfung) gewählt, erfolgt diese Präsentationsprüfung in englischer Sprache.
  • Ebenfalls eine feste Einrichtung ist am Goethe-Gymnasium der 4-stündige Kurs Geschichte in der Kursstufe, in dem Geschichte als Kernfach unterrichtet wird. Für die Schülerinnen und Schüler dieses Kurses besteht die Möglichkeit, im Fach Geschichte eine schriftliche oder eine mündliche Abiturprüfung abzulegen.

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Lehrkräfte der Fachschaft Geschichte des Goethe-Gymnasiums (2015).

  • Weiter werden in der Oberstufe am Goethe-Gymnasium Seminarkurse zu geschichtlichen Themen angeboten. In den Schuljahren 2014/15 und 2015/16 forschten und forschen Schülerinnen und Schüler im Generallandesarchiv, im Stadtarchiv und im Schularchiv zum Thema „Karlsruhe in der NS-Zeit“. In Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-, dem Bismarck-Gymnasium, dem KIT und dem ZKM ging aus diesen Forschungen die Ausstellung „1933-1945. Drei Gymnasien auf Spurensuche zum Nationalsozialismus in Karlsruhe“ hervor, die unter anderem im Generallandesarchiv Karlsruhe ausgestellt wurde.
  • In der Klassenstufe 9 führt das Goethe-Gymnasium eine sorgfältig vor- und nachbereitete Exkursion in das ehemalige Konzentrationslage Natzweiler-Struthof durch, um den Schülerinnen und Schülern eine intensive und gründliche Auseinandersetzung mit der NS-Gewaltherrschaft zu ermöglichen.

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Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums beim Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (2013).

  • Das Goethe-Gymnasium sucht im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dem Generallandesarchiv Karlsruhe. Diese Kooperation konkretisiert sich zum Beispiel in Beiträgen von Schülerinnen und Schülern zum „Gedenkbuch für die Karlsruher Juden“ (Verfassen einer Biographie einer im Zuge des Holocaust ermordeten Karlsruherin oder Karlsruhes auf der Basis von Archivalien des GLA und des Stadtarchivs) oder in informierenden Archiv-Besuchen. Besonders im Archiv wird Schülerinnen und Schülern deutlich, dass Geschichte ein rückblickendes Konstrukt des Menschen ist und dass es keine „objektive“ Erkenntnis von Geschichte geben kann.

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Eine Schülergruppe des Goethe-Gymnasiums bei einem Zeitzeugengespräch im Generallandesarchiv Karlsruhe (2014).

  • Genauso existiert eine enge Verbindung zum Badischen Landesmuseum, das gerade für die Unter- und Mittelstufe sehr gut nutzbare Angebote bereithält (z. B. zur Ur- und Frühgeschichte, zu den antike Kulturen, zum Absolutismus, zur Kultur des Osmanischen Reiches und zur badischen Geschichte seit dem späten 18. Jahrhundert) und zum Stadtmuseum.
  • In regelmäßigen Abständen werden vom oder am Goethe-Gymnasium Zeitzeugengespräche durchgeführt, sei es im Rahmen von besonderen Veranstaltungen oder im Rahmen des Oberstufenunterrichts.

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Der Holocaust-Überlebende Pierre Wertheimer im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des Goethe-Gymnasiums (2014).

  • Das Goethe-Gymnasium verfügt über einen eigenen Geschichtsraum, der mit historischen Karten und einer PC-/Beamer-Kombination ausgestattet ist.